Hier eine sehr gute Erklärung über die Funktion des Bergabfahrassistenten.
Autor ist Rainer Bachen, Leitender Entwicklungsingenieur für den Opel Mokka
Angesichts der vielen Fragen, Gerüchte und Halbwahrheiten, die zur Funktionsweise der Bergabfahrhilfe (HDC = Hill Descent Control) im Mokka kursieren, trage ich gerne zur Aufklärung bei.
Hier also mein HDC-Service, kurz und (hoffentlich) gut verständlich:
- HDC ist wie die Berganfahrhilfe HSA (Hill Start Assist), als Teil des ESPPlus-Systems serienmäßig an Bord – unabhängig von der Ausstattung und dem Antrieb.
- HDC unterstützt den Fahrer in schwierigen Bergabpassagen. Dort also,
wo aus Sicherheitsgründen ein besonders niedriges Tempo gehalten werden
soll. HDC sorgt ganz allgemein dafür, dass das Auto auf solchen
Steilstücken beherrschbar bleibt, indem es beispielsweise ein
Überbremsen verhindert.
- HDC wird per Tastendruck aktiviert. Die Bedientaste sitzt unterhalb
des Klimamodul-Bedienfelds. HDC ist bei Geschwindigkeiten über 60 km/h
automatisch außer Funktion. Das System kann vorher schon manuell
abgeschaltet werden.
- HDC erlaubt eine konstante Bergabfahrgeschwindigkeit zwischen 5 und
20 km/h, wobei der Fahrer das vorgewählte Tempo jederzeit durch Gasgeben
oder Abbremsen verändern kann.
- HDC ist bei Gefällen ab 15 Prozent aktiv, kann aber schon im Vorfeld
per Tastendruck aktiviert werden. Auch ein sanftes und geregeltes
„Landen“ in der Ebene wird unterstützt. Bei weniger als 5 Prozent
Gefälle verabschiedet sich HDC automatisch.
Das Ganze jetzt mit etwas mehr Hintergrundinformation für die technisch
interessierten Blog-Nutzer: HDC wird wie gesagt per Tastendruck
aktiviert – idealerweise bereits vor schwierigen Steilstrecken im
Gelände, auf losem Untergrund oder auf verschneiten Bergab-Passagen. HDC
hilft, wenn das Gefälle mindestens 15 Prozent beträgt – übrigens auch
dann, wenn es rückwärts steil runter geht. Beim Einschalten
darf die Geschwindigkeit zwischen 0 und 40 km/h liegen. Über 60 km/h
meldet sich das System ab.
Wirklich interessant und HDC-relevant ist die Spanne zwischen 5 und
20 km/h. Das ist nämlich der Geschwindigkeitsbereich, in dem die
Regelung stattfindet. Um zum Beispiel das Abwürgen des Motors zu
verhindern, lassen sich 5 km/h Zielgeschwindigkeit bei Schaltversionen
aber nur im Leerlauf und beim Automatikgetriebe in R, N und D vorwählen.
Ist beim Schalter ein Gang eingelegt, gilt aus demselben Grund die
Mindestvorgabe 10 km/h.
Einstellen lässt sich das gewünschte Tempo bei realen
Fahrgeschwindigkeiten zwischen 2 und 35 km/h. Dazu ein kleiner Exkurs in
Sachen Regellogik – das System ordnet die möglichen Zielmarken nach
folgendem Schema zu: Vreal 2 bis 5 km/h – VZiel 5 km/h; Vreal 5 bis 20
km/h = Vziel; Vreal 20 bis 35 km/h – VZiel 20 km/h. Im Klartext: Mit HDC
sind maximal 20 km/h möglich. Über 35 km/h bleibt die Funktion in
Bereitschaft, die Wunschgeschwindigkeit ist dann aber nicht einstellbar.
Will der Fahrer die eingestellte Zielmarke verändern, genügt der
Tritt aufs Gas- oder Bremspedal, Voraussetzung: Realtempo 2 bis 35 km/h
und Gefälle mindestens 15 Prozent. Ist HDC einmal aktiv, wird die
Regelung bis ins flachere Gelände fortgesetzt. Schluss ist erst, wenn
die Sensoren Neigungen unter 5 Prozent melden.
Klingt alles wahnsinnig kompliziert und ist es auch – für uns
Ingenieure. Wir hatten wahrlich eine Menge Programmier-, Kalibrier-,
Abstimmungs- und Testaufwand, um alle Eventualitäten im Fahrbetrieb zu
erfassen. Für den Kunden hingegen muss die HDC ganz einfach bedienbar,
quasi selbsterklärend sein. Außerdem muss die Regelung im ESP-Kontext
zuverlässig funktionieren. Lastenheft abgearbeitet, Ziel erreicht –
Serienfreigabe.