Tatort aus dem Münsterland,
Tatort mit Thiel und den Börne,
die besten Tatorte seit:
Ein Tatort "für die Ewigkeit" aus dem Jahre 1977, zu dem nicht mehr viel gesagt werden muss! Tatort Reifezeugnis!
Liebe geht durch den Magen. Auch bei Professor Boerne (Jan Josef Liefers), der aus dem an der Bauchdecke geöffneten Körper auf seinem Seziertisch ein langes Etwas herausholt, das ein Darm sein könnte. Derweil erzählt er dem Kollegen zärtlich von der Frau, die er da gerade ausweidet: von gemeinsamen Stunden am Strand, von Neckereien am Arbeitsplatz. Die Dame, die sich Boerne mit Gummihandschuhen vorgeknöpft hat, war einst eine Kollegin, eine Polizistin, die wegen Trunksucht den Dienst quittieren musste. Kommissar Thiel (Axel Prahl) geht während Boernes romantischem Nekrolog zum Erbrechen vor die Tür.
Humor im Münsterland?
Wir gehen doch zum Lachen in den Keller, und wenn wir wieder hochkommen, ist im Norden das Wasser weg!
Der Beitrag ist entnommen dem Buch "Humor" von Pater Reinald Rickert OSB, 56 Seiten, 10,50 Euro, Eigenverlag. Erhältlich über die Buch- und Kunsthandlung der Abtei Königsmünster, Klosterberg 11, 59872 Meschede, Telefon: 0291 / 29 95 109, E-Mail: klosterladen@koenigsmuenster.de
Zitat von Pater Reinald aus Meschede:
Einsichten eines Rheinländers, der freiwillig in Westfalen lebt
"Edel sei der Mensch, milchreich die Kuh"
Meschede. Pater Reinald, Rheinländer, Mönch, Priester und Bauer der Benediktinerabtei Königsmünster im südwestfälischen Meschede hat ein besonderes Motto: "Edel sei der Mensch, milchreich die Kuh." Seinen Erkenntnissen über den Rheinländer und den Westfalen als solchen und darüber, was beide mit Humor zu tun haben, mangelt es nicht minder an Bodenständig- und Hintergründigkeit. Wichtig: Die Geburt des Humors ist eine Angelegenheit biographischer Anstrengung. Hüben wie drüben.
Angeblich ist die rheinische Lebenshaltung oberflächlich und moralisch seicht. Angeblich biedert sich der Rheinländer dem anderen emotional an, unecht und aufrichtig. Dagegen sei der Westfale der eher zurückhaltende, aber gradlinige und treue Mann. Die so ausgeprägte Lebensart wird ergänzt durch die Frömmigkeit der blauäugigen Westfälin. Es ist verständlich, dass bei einer solchen volkstümlichen Schwarz-weiß-Malerei über die Zeit das landschaftliche Klischee vom "fröhlichen Rheinländer" und "sturen Westfalen" entstand. Das aber ist so nicht haltbar.
Die Unterschiede sind weitaus feiner und vielschichtiger. Ich mache beispielsweise die Erfahrung, dass ich als Rheinländer allein in einem westfälischen Umfeld immer durch meine Sprache auffalle. Der Westfale spricht in der Regel reines Hochdeutsch. Und viele Zuhörer meiner Predigten und Vorträge bestätigen mir, dass durch den rheinischen Akzent meine Rede lockerer und beschwingter ankommt. Bis zum heutigen Tag nimmt sich der Rheinländer die Freiheit, in unserer sterilen und exakten Sprachwelt anders zu sein.
Die großen Erfolge der Kölschen Musikgruppen "Bläck Föös", "Höhner" und "BAP" belegen dies. Mundart ist aktuell geblieben. Und wenn ich im Heimaturlaub am Stammtisch der Landesdorfer Junggesellen sitze, wird ausschließlich auf "Bönnsch Platt verzällt". Dort werden Worte, Begriffe, Vokabeln benutzt, die außerhalb des Sprachmilieus keiner versteht. Der Rheinländer braucht keine Plattdeutschen Clubs.
Von dieser mundartlichen Lebendigkeit lebt natürlich auch der Karneval mit seinen Liedern und Büttenreden. Wie oft habe ich schon erlebt, dass ein fremder (westfälischer) Telefonanrufer sich auf den Arm genommen fühlt, wenn ich den Hörer abnehme und in meinem rheinischen Tonfall sage: "Hier ist Pater Reinald!" Gerne gehe ich meiner Arbeit auf dem klösterlichen Bauernhof lachend oder ein Lied pfeifend nach. Oft werde ich dann von meinen Sauerländer Freunden gefragt, ob ich mir "heute schon einen getrunken" hätte.
Die Situation, auch ohne alkoholische Wirkung ausgelassen zu sein, verblüfft den Westfalen. Auf einem Fest fängt der Südwestfale vielleicht nach dem zehnten Glas Bier an zu schunkeln; aber auch nur, wenn er vom Alleinunterhalter dazu aufgefordert wird. Würde man einen Sauerländer Pfarrer vor die Wahl stellen, entweder zur Jagd oder auf Karneval in die "Bütt" zu gehen, würde er sich für ersteres entscheiden, weil sich letzteres für einen Priester noch weniger gehört.
Der Rheinländer kann eher "fünf gerade sein lassen" und macht sich ohne schlechtes Gewissen gerne über andere lustig, in der Erwartung, dass auch er selbst irgendwann einmal "durch den Kakao gezogen" wird. Hat der Rheinländer mehr Humor als der Westfale? Nein, natürlich nicht! Jeder Mensch ist humorbegabt! Einige müssen dieses Lebenswasser in sich erst noch entdecken und freilegen von biographischem Schutt und lebensgeschichtlichen Hindernissen.
Der Rheinländer hat geographisch gesehen immer nahe am Wasser gebaut. Die Nähe zum vielbesungenen "Vater Rhein" hat seinen Lebensgrund immer feucht gehalten. Der westfälische Humor fällt im Vergleich eher trocken aus.
Im Sauerland gelte ich schon lange als rheinische Frohnatur: In meinen Predigten haben die Leute oft etwas zu schmunzeln. Zu Karneval werde ich gerne als Büttenredner engagiert. Mit manchem Festvortrag bringe ich den ganzen Saal zum Lachen. Dahinter liegt ein langer Weg der Entwicklung. In meiner Kindheit war ich ein ängstlicher Junge mit einer großen Scheu vor fremden Menschen. Mein Humor war stets in der Gefahr zu versiegen. In meinem familiären Umfeld galt ich als Beispiel ungelebten Lebens. Eine strikte, katholische Erziehung ließ die Quelle des Lebenswassers in meinem Innern mehr oder weniger unentdeckt.
Das änderte sich mit dem Moment, wo in mir der Entschluss reifte, nach meiner Lehrzeit als Melkergehilfe nicht Agrarwissenschaft, sondern Theologie in Bonn zu studieren. Ich nahm mein Leben in die Hand. Mein Selbstvertrauen wuchs. Und mein Humor ließ mich menschlich-seelisch aufsprossen wie die jungen Pflanzen auf den fruchtbaren Lößböden der Gemüsebauern im Vorgebirge des heimischen Rheintals. Ich ging endlich aus mir heraus.
Erst als 20-Jähriger wurde ich eigentlich zum Rheinländer. Mein frisch freigelegter Humor entpuppte sich als Lebenshilfe bei meinen biographischen Stationen: Diplomprüfung, Klostereintritt, Priesterweihe, Profess, Meisterprüfung, Entwicklung und Ausbau der klösterlichen Ökonomie.
Inzwischen ist in mir eine humorige Gelassenheit gewachsen, die der Rheinländer so ausdrückt: "Et is wie et is - weil et kütt, wie et kütt."